…und wenn das wirklich so ist, eigentlich verwunderlich, dass es Leute gibt, die freiwillig hinten gehen….
Die Gruppe ist Richtung Gipfel unterwegs, endlich passt das Wetter und die Bedingungen. Es geht gut voran. Im Laufe der Zeit wird ein Gruppenmitglied immer langsamer, bleibt öfter stehen. Es wird mühsam immer wieder zusammen zu warten….
Die einen ziehen vorne weg, machen Tempo, wollen weiter und denken „wenn wir den/die nicht dabei hätten, dann wäre es wirklich eine perfekte Tour“. Andere wollen auf das letzte Gruppenmitglied warten, fühlen sich nicht wohl, dass die Gruppe auseinanderreißt, wissen nicht wo sie sich anschließen sollen, was ist wenn was passiert? Sie wollen eigentlich auch rauf auf den Berg, aber ihn/sie hinten zu lassen, fühlt sich auch nicht gut an. Sie spüren Zerrissenheit und Unschlüssigkeit. Das langsamste Gruppenmitglied „der/die Letzte“ …. fühlt sich schuldig, möchte die anderen nicht zurückhalten, hat ein schlechtes Gewissen so langsam und ein Hindernis für die anderen zu sein. Eigentlich beißen da also gerade die mentalen Hunde….
Hier eine Einladung für alle die in Gruppen unterwegs sind: das Gedankenexperiment weiterspinnen ….Was ist in solchen und anderen (selbst erlebten) Szenarien in der Gruppe eigentlich los? Wer hat welche Position mit welchen Vor- und Nachteilen und Handlungsoptionen? Wie schnell kann es hier gefährlich werden? Welche Risiken gibt es hier für die Gruppe? Ist das (Gruppen-)Verhalten Zufall oder beeinflussbar?
Was würde ich, was würden Sie tun und warum?
Gedanken aus einem Artikel von Julia Rappich und Valeria Hochgatterer im „Voi dabei“ Magazin, März ’18, Alpenverein Edelweiß
Mehr dazu_Seminar „Gruppendynamik am Berg“, 13. – 16.09.2018
Anmeldung_www.alpenverein-akademie.at
Für mich stellt sich die Frage: erhöht sich durch den Nachzügler ein Risiko wenn er entweder weiter zurück fällt (Wetterumschwung, Gletscherspalten), oder durch ein übermäßiges Pushen über seine Leistungsgrenze (kardiovaskulär Vorerkrankt). Bei ersterem wäre es ja möglich ihn durch ein großartiges Gefühl das ihn am Gipfel erwartet weiter zu motivieren und voranzutreiben. Bei letzterem wäre das kollektive Wohl an das Wohl des Nachzüglers geknüpft – wer möchte denn schon gerne erste Hilfe am Berg leisten müssen.
Aber was ich mir wirklich schwer vorstelle ist, mit einer über hunderte Meter verstreute Gruppe eben diese Themen zu besprechen….
Eine knifflige Fragestellung!
Bleibt die Frage, ob das Gemeinwohl somit nicht ohnehin von Anfang an an das Wohl des Letzten/der Letzten geknüpft ist. Vom ersten Schritt an….?